Die Marienhöfe gehören aktuell zu einem der grössten Bauvorhaben in Berlin. Das in der bereits reichlich erschlossenen Hauptstadt gleich ein ganzes Stadtquartier neu entsteht, hat Seltenheitswert. Umso erfreulicher war es für das Architekturbüro Collignon Planung und Design, dass sie den Zuschlag für dieses Projekt erhalten haben. Das Projektleiterteam, bestehend aus Heike Warns, Moritz Alt und Tilman Weitz, hat sich zusammen mit bis zu acht weiteren Kollegen aus dem Büro dieser spannenden und herausfordernden Aufgabe angenommen.
«Uns begleitet das Projekt bereits seit 2017. Die Planung ist abgeschlossen, aktuell laufen die Vergabeverhandlungen mit den Generalübernehmern», so Architektin Heike Warns. Dass der zeitliche Aufwand so hoch ist, hat nicht nur mit den bürokratischen Abläufen der Behörden zu tun, sondern ist auch schlichtweg der schieren Grösse und Komplexität des Projekts geschuldet. «Wir sagen immer, wir haben das Stadtquartier von der Quartiersplanung bis zur Türklinke entwickelt», scherzt Heike. Bei einem circa 10 ha grossen Stadtquartier mit 20 Gebäuden und einer oberirdischen Bruttogeschossfläche von 170.000 qm² sicherlich eine zeitaufwändige Aufgabe.
Akzeptanz für das Projekt
Um nicht nur die Wünsche und Anforderungen der zukünftigen Bewohner der Marienhöfe zu berücksichtigen, sondern auch auf die Belange der umliegenden Anwohner einzugehen, gab es bereits während der Planungsphase intensive Abstimmungen und Dialogverfahren, in denen öffentliche Planungsträger, Initiativen sowie Bürgerinnen und Bürger ihre Vorstellungen einbringen konnten. «Uns war es sehr wichtig zu erfahren, was die Leute vor Ort bewegt und in einen direkten Austausch von Mensch zu Mensch zu gehen», erklärt Moritz. «Deshalb haben wir bereits frühzeitig Partizipationsprozesse in unsere Planungen miteinbezogen.» Denn ein Quartier ist grundsätzlich multidimensional zu verstehen. Es sollte sich funktional in den umliegenden Stadtraum integrieren während gleichzeitig die Verknüpfung der einzelnen Bestandteile gewährleistet sein muss.
Die richtige Mischung
Zum wesentlichen Erfolg eines Quartiers trägt ein breiter und vielfältiger Nutzungsmix bei. Den wird es auch bei den Marienhöfen geben. Neben 835 Wohnungen, von denen 30 Prozent gefördert und belegungsgebunden sind, werden reichlich Büro- und Gewerbeflächen geschaffen. Auch an die soziale Infrastruktur des Quartiers wurde gedacht. So sind eine Kita, betreutes Wohnen, eine Seniorenpflege, ein Gesundheitszentrum mit Ärzten sowie ein zentrales Quartiershaus mit Bibliothek, Fitnessangeboten und Gastronomie vorgesehen. Ein funktionales Handwerkerhaus als auch eine Flüchtlingsunterkunft für rund 300 Menschen wurden ebenfalls berücksichtigt.
«Das Quartier bietet fast alle städtischen Nutzungen und einen vielfältigen Mix aus Angeboten für alle Generationen. Prinzipiell könnte man sein ganzes Leben hier zu verbringen», erläutert Tilman. «Es ist ein wenig wie die 15-Minuten-Stadt: Ich habe hier keine langen Wege zum Handwerker am Stadtrand oder muss mit dem Auto zum Einkaufen fahren. Hier ist alles fussläufig oder mit dem Rad erreichbar.» Dies ist auch deshalb wichtig, weil der Strassenverkehr weitestgehend aus den Viertel herausgehalten wird. Parkmöglichkeiten für das eigene Auto bietet eine der grössten Tiefgaragen Berlins unter dem Quartiersgelände.
Ein klimaneutrales Quartier
Grosser Wert wurde bei der Planung auf den Aspekt Nachhaltigkeit gelegt. So erhielt das Projekt bereits eine Vorzertifizierung in Platin, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Ziel ist es, das Stadtquartier im laufenden Betrieb CO2-neutral zu gestalten. Dies wird vor allem durch ein innovatives und ganzheitliches Energiekonzept erreicht. Das Heizen und die Warmwasseraufbereitung erfolgt über Geothermie, Eisspeicherheizungen und Photovoltaik, Spitzenlasten werden durch ein zentrales Biogas-Blockheizkraftwerk aufgefangen. Die grosszügigen Grünflächen im ganzen Quartier, unterstützt von Dach- und Fassadenbegrünung der Gebäude, sorgen für CO2-Bindung, wirken als natürliche Kühlung, reduzieren Luftschadstoffe und fördern die Biodiversität. Zusätzlich sorgt die hohe Effizienz der Gebäude (KfW 40 und KfW 55) für einen geringen Energieverbrauch.
Erfolgreich im Team
Auch wenn die Arbeit von Collignon Architektur für die Marienhöfe weitgehend abgeschlossen ist, nehmen die Planer einiges aus dem Projekt mit: «Vor allem haben wir gemerkt, dass in einem guten Team fast alles möglich ist», berichtet Heike. Tilman ergänzt begeistert: «Früher haben wir eher einzelne Gebäude geplant, jetzt haben wir ein ganzes Quartier entwickelt. Es ist wirklich faszinierend zu erleben, was man gemeinsam alles bewegen kann». Ende 2026 soll das lebenswerte Quartier fertiggestellt sein.