In Olten schlägt das Herz der Schweizer Schoggi-Industrie

Was hat Gebäudeautomation mit Schokolade zu tun? Und mit Nachhaltigkeit? Im Fall von Lindt & Sprüngli sehr viel, wie ein Besuch im Cocoa Center in Olten beweist.

Man riecht die süsse Versuchung bereits, bevor man den Gebäudekomplex im Oltener Industriequartier betritt. Und schon beim Empfang steht ein Schüsselchen mit Lindor-Kugeln in verschiedenen Farben. Wer kann da widerstehen?

Schokolade im grossen Stil ist in diesem Teil der Anlage aber ansonsten nicht zu finden. Dazu muss man in den Lindt Shop, der etwa 100 Meter weiter weg beim Parkplatz steht. Das Cocoa Center liefert jedoch die Grundlage, damit überhaupt Schokolade produziert werden kann. «Das Werk in Olten hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung für die gesamte ‹Lindt & Sprüngli›-Gruppe gewonnen und sich zum grössten und wichtigsten Kakaomassewerk innerhalb des globalen Produktionsnetzwerks entwickelt», erklärt Dario Cavegn, Vice President Operations von Lindt & Sprüngli Schweiz.

Die Kakaobohnen für die Herstellung werden mittels Bahnwagons angeliefert und bis zur Weiterverarbeitung in speziellen Silos eingelagert. Der Gebäudekomplex steht also nicht ohne Grund direkt an der Bahnlinie.

Fabrik Lindt&Sprüngli in der Vogelperspektive
Das Cocoa Center von Lindt & Sprüngli in Olten ist an das Schienennetz der SBB angebunden. Links oben sind die Gleise zu sehen. Im Gebäude mit dem Schriftzug befinden sich die Silos, in denen die Bohnen gelagert werden.

Keine Schokolade ohne Gebäudeautomation

Die in Olten erzeugte Kakaomasse wird an verschiedene Schokoladen-Produktionsstätten in Europa geliefert. Die wichtigste aus Schweizer Sicht ist der Mutterstandort in Kilchberg ZH, wo im Lindt Home of Chocolate auch der weltweit grösste Lindt Shop steht. Doch auch die Standorte in Deutschland und Italien arbeiten mit Kakaomasse, die in Olten hergestellt wird.

Gerade weil das Werk in Olten so wichtig ist, wurde seine Kapazität durch einen Ausbau verdoppelt. «Im Zuge dieser Erweiterung und Modernisierung des Lindt Cocoa Centers haben wir uns bewusst auch für eine moderne Gebäudeautomation entschieden», sagt Dario Cavegn. «Sie spielt im komplexen Prozess der Kakaomassenherstellung eine ebenso entscheidende Rolle wie die Prozessautomation selbst. Beide Systeme müssen nahtlos ineinandergreifen, um die hohen Produktionsstandards zu erfüllen.»

Entscheidende Arbeit leistete diesbezüglich mit der Firma Sigren eine Konzerngesellschaft der BKW. «Wir verantworten die ganze Gebäudeautomation», sagt Projektleiter Marc Hasler. Konkret konzipierte und lieferte Sigren neun Schaltschränke samt Programmierung, die die Schnittstellen zu rund 104 Anlagen bilden, über die Heizung, Kühlung, Lüftung sowie Sanitäranlagen angesteuert und reguliert werden können. «Auch das Leitsystem stammt von uns. Mit diesem kann Lindt & Sprüngli seine Anlagen selbst überwachen.»

Die Fachleute mussten vor Ort stets unter Einhaltung strengster Hygienevorschriften arbeiten. Weil es um die Herstellung eines Lebensmittels geht, sind diese zentral. Eine weitere grosse Herausforderung bei diesem Projekt: die Koordination mit den zahlreichen anderen am Ausbau beteiligten Unternehmen. «Es gab viele gegenseitige Abhängigkeiten. Wenn jemand irgendwo Verzug hatte, galt es, diesen aufzuholen, damit zukünftige Arbeitsschritte nicht gefährdet waren. Dabei haben wir uns gegenseitig unterstützt», erzählt Marc Hasler.

Entscheidend war zudem, dass bei der Inbetriebnahme alles von Anfang an fehlerfrei funktionierte. «Im Mühlenraum beispielsweise werden die Kakaobohnen gemahlen, und es entsteht eine dickflüssige Grundmasse, die durch Leitungen gepumpt wird. Sie darf sich dabei nicht zu stark abkühlen, weil sie sonst aushärtet. Das wäre fatal, weil es die Leitungen verstopft», sagt Hasler. Die Masse dürfe aber auch nicht zu heiss werden, weil sonst Qualitätseinbussen drohen.

Umfassende Möglichkeiten dank moderner Gebäudeautomation

Um das Problem zu lösen, seien sämtliche Leitungen und auch die Mühle von einem Wassermantel umschlossen. Je nach Prozesszustand werde dort Wärme hinzugefügt oder entnommen. «Das ganze Zusammenspiel haben wir programmiert.»

Anfallende Abwärme wird dabei in den Kreislauf zurückgeführt und zum Beispiel zur Erwärmung des Wassermantels genutzt. «Die moderne Gebäudeautomation bietet uns umfassende Möglichkeiten und neue Wege zur Wärmerückgewinnung, zu nachhaltigen Energieeinsparungen und somit zur Verbesserung unserer Umweltbilanz», sagt Dario Cavegn.

Auch bei den Mitarbeitenden komme die neue Gebäudeautomation sehr gut an. Deren übersichtliche und intuitive Bedienung erleichtere den Arbeitsalltag spürbar. «Damit alle die vielfältigen Funktionen optimal nutzen können, haben wir den Schulungsaufwand deutlich erhöht und intensiviert.»

Und nicht zuletzt ist die Gebäudeautomation auch eine Investition in die Zukunft. Dario Cavegn: «Wir sind überzeugt, dass wir damit nicht nur den Betrieb effizienter gestalten, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele leisten können.»

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Ringier.

Fotos: Remo Buess