Der E-Boom bringt Liegenschaftsverwaltungen unter Druck

Liegenschaftsverwaltungen und Immobilienbesitzer tun sich (noch) schwer, die Infrastruktur für das Laden von Elektroautos zur Verfügung zu stellen. Doch der Druck steigt, wie Experten an den BKW-Lounge-Gesprächen im Juni 2021 ausführten. Und sie zeigten auch gleich Lösungen auf.

Die Elektromobilität boomt und ist in der breiten Bevölkerung angekommen. Damit stellt sich vor allem für Mieterinnen und Mieter eine entscheidende Frage: Wo laden sie ihr Elektroauto? Eine Wohnung zu finden, die mit einer Wallbox ausgerüstet ist – draussen oder in der Einstellhalle –, ist (noch) gar nicht so einfach. «Es wird noch etwas Zeit brauchen, bis Tiefgaragenplätzen von Mietwohnungen mit Ladestationen ausgerüstet sind», sagte Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme EMPA und Forscher im Bereich Mobilität der Zukunft, Anfang Juni 2021 anlässlich der BKW-Lounge-Gespräche zum Thema Elektromobilität. Einfacher hätten es Besitzer eines Einfamilienhauses. Demgegenüber sei die Situation für Mieterinnen und Mieter, die keinen fixen Parkplatz hätten, ihr Auto also zum Beispiel in einer blauen Zone parkieren müssen, noch schwieriger. Dabei ist für Bach klar, dass das Laden zuhause am kostengünstigsten und verträglichsten ist fürs gesamte Energiesystem. «Wenn man sein Elektroauto zuhause oder am Arbeitsplatz laden kann, fährt man günstiger als mit einem konventionellen Fahrzeug.»

Ein Elektroauto wird an der Ladestation zuhause aufgeladen.
Wer sein Elektroauto zuhause laden kann, fährt günstiger als mit einem konventionellen Fahrzeug.

Neuland für Immobilienverwaltungen

Die steigende Elektroauto-Quote hat grosse Auswirkungen auf die Liegenschaftsbesitzer. «Wenn die Mieterinnen und Mieter, die elektrisch unterwegs sind, zu ihren Liegenschaftsverwaltungen oder Liegenschaftsbesitzern gehen und fragen, ob sie auf ihrem Parkplatz eine Ladestation bauen können, stehen die Verwaltungen vor einer Herausforderung», sagte Peter Arnet, Geschäftsführer BKW Smart Energy und Mobility.

«Viele Gebäude-Verantwortliche wissen noch nicht, wie sie die zahlreich vorhandenen Lösungen umsetzen können», sagte Peter Arnet. Wegen der grossen Zahl an Ladestationen brauche es zum Beispiel entsprechende Energiemanagementsysteme. «Wenn alle nach der Arbeit abends um 18 Uhr gleichzeitig ihr Auto laden wollen, dann haben wir eine Maximallast auf dem System. Diese Last muss abgedämpft werden.» In einem Whitepaper beleuchtet Peter Arnet die Rolle von Immobilienbesitzern, Immobilienverwaltern und Eigentümergemeinschaften im Elektromobilitätsbereich.

Portrait von Peter Arnet, dem Geschäftsführer BKW Smart Energy & Mobility.
Peter Arnet, Geschäftsführer BKW Smart Energy & Mobility

Wert der Liegenschaft steigt

Während Vermieterinnen und Vermieter bis vor einem halben Jahr noch zurückhaltend waren mit dem Bau der nötigen Ladeinfrastruktur, spürt Peter Arnet nach und nach ein Umdenken. «Die Hausbesitzer wissen: Sie müssen etwas tun. Denn sie wissen auch, dass ihre Liegenschaft mit der Infrastruktur an Wert gewinnt.» Es komme nämlich die Zeit, in der Mieterinnen und Mieter von Anfang an fragen werden, ob man in der Liegenschaft das Elektroauto laden könne. Sein Fazit: «Je mehr Mieter nachfragen, desto grösser wird der Druck.»